DIE WILLSTÄTTER
FIGUREN

Willstätter Hexe, Hoogemann und Schäg

NARRENDENKMAL DER WILLSTÄTTER HEXEN

Entlang der Kinzig sind auch einige Fastnachtsbräuche entstanden. In Willstätt sind dies die Hexenverbrennung auf dem Fluss sowie das Geldbeutelwaschen vor Beginn der Fastenzeit. Auch der Hoogemann, Einzelfigur der Narrenzunft, entstand aus einer alten, überlieferten Sage, die sich am Kinzigufer abspielt. Die Vorlage für seine Maske ist der Kopf einer Sandsteinfigur, die über dem Eingang des alten Willstätter Rathauses hängt.

Das Narrendenkmal zeigt die beiden Narrenfiguren der Willstätter Hexen 1958 e.V. - die Willstätter Hexe und den Hoogemann - bei der Übergabe der Anklageschrift im Rahmen der traditionellen Rathausstürmung.

Die Kinzig durchfließt von ihrer Quelle in der Gemeinde Loßburg im Schwarzwald bis zu ihrer Mündung in den Rhein bei Kehl 93,3 km Flussbett. Dabei passiert sie 548 Höhenmeter, drei Landkreise und hat mit ihren Nebenflüssen das größte Talsystem des Schwarzwaldes geschaffen.

Über Jahrhunderte hat die Kinzig das dörfliche Leben ihrer Anwohner entscheidend geprägt. Sie schuf Arbeitsplätze für Flößer und Fischer, trieb Mühlen an, war als Waschplatz und Badestelle öffentlicher Treffpunkt, lieferte Nahrung und produziert mit ihrer Wasserkraft bis heute Strom für die Menschen in der Region. 

Der Hoogemann steigt aus der Kinzig empor, um seinem Groll und Ärger über aktuelle Sorgen und Probleme mit der Anklage Gehör zu verschaffen. Er weiß aber, dass er alleine nicht viel bewirken kann. Genau in diesem Moment kommt eine Willstätter Hexe auf ihrem Besen vorbeigeflogen, übernimmt die Anklageschrift und schwebt in Richtung Rathaus, um mit der gesamtem Hexenschaar etwas zu bewegen.

Die Idee zum Projekt Narrendenkmal an der alten Kinzig entstand im Zuge der Umgestaltung der neuen Willstätter Dorfmitte

und konnte im Jahr 2017 dank großer Beteiligung aus der Bevölkerung realisiert werden.

DER SCHÄG

Die Willstätter sind in der Bevölkerung auch als „Schägen“ bekannt. An diese ortsspezifische Tradition knüpft unsere Einzelfigur „Schäg“ (alemannischer Ausdruck für Eichelhäher) an: nach der sehr erfolgreichen Einzelfigur des Hoogemanns, der auf einer alten Willstätter Sage beruht, wurde die Einzelfigur des Schäg 2024 zum Leben erweckt.

Wie auch für den Hoogemann stammt die Maske (Einzelstück, komplett Handarbeit) von Maskenschnitzer Berthold Eble aus dem Schwarzwald und unsere Mitglieder Isabella Müll und Gisela Krieg haben das dazugehörige Häs selbst entworfen und genäht. Die Umsetzung orientierte sich, soweit vorhanden, an alten innerörtlichen Sagen – die Figur ähnelt der eines Vogels.

Die Maske stellt einen Vogelkopf dar, der im geöffneten Schabel eine Eichel hält. Gekleidet wird der Schäg mit einem Federkleid in Brauntönen, das bläulich-bunt erstrahlt, sobald er seine Flügel ausbreitet.

Der Schäg begleitet die Willstätter Hexen bei Veranstaltungen, das Häs wird von Hexenfrauen getragen. Der Spitzname der Willstätter kann in Form einer Narrenfigur präsentiert werden und trägt zur Erhaltung der Tradition bei, die Willstätter als Schägen zu bezeichnen. Gleichzeitig haucht der Schäg dem Narrenruf „Schäg au“ Leben ein und macht diesen greifbar.